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Conversion of former climbing tower into “flying classroom” at Ötscher Tormäuer Nature Park.

Opening: 28. Mai 2021, 11:00, Ötscher-Basis Wienerbruck
Guided Tour: 11. Sept 2021, Architekturtage Österreich
Naturparkzentrum Ötscher-Basis, Langseitenrotte 140, 3223 Wienerbruck
Lageplan: Der Turm als “fliegendes Klassenzimmer” mit Werkstatt und umgebendem Obstgarten nahe Ötscher Basis und Stausee Wienerbruck markiert den Zugang zu den Ötschergräben. Die Mariazellerbahn umkreist das Terrain.

In der Reihe ORTE vor Ort des gleichnamigen Architekturnetzwerkes werden herausragende Beispiele des Planens und Bauens in Niederösterreich vorgestellt. Diese Bauvisite führte nach Wienerbruck um das “fliegende Klassenzimmer” auf dem Gelände des Naturparkzentrums Ötscher-Basis zu besuchen.
Architekturtage Österreich 2021

A former climbing tower is converted into a “flying classroom” at Ötscher Tormäuer Nature Park and opens up new possibilities for mediating nature. It thus represents the paradigm shift – away from event culture and towards a knowledge society.
(please find english description below)

Publications.
ArchDaily— The world’s most visited architecture website
ArchDaily — China
ArchDaily  Brazil
Åvontuu — architecture and travel blog, Canada
gooood — architecture, landscape, design, art online magazine, China
nextroom — Plattform für Architektur, Österreich
ZV — Kammer der ZiviltechnikerInnen, Österreich
Austria-Architects — Bau der Woche, Schweiz
daibau Magazin — Österreichische Plattform der Baubranche

Ehemaliger Kletterturm wird zum „fliegenden Klassenzimmer“

und eröffnet neue Möglichkeiten der Naturvermittlung. Er steht damit sinnbildlich für den Paradigmenwechsel — weg von der Event-Kultur, hin zur Wissensgesellschaft.

Das fliegende Klassenzimmer.
Leben, Lernen, Lehren in einer vulnerablen Umwelt
Der ehemalige Kletterturm im Gelände der Ötscher-Basis Wienerbruck in Niederösterreichs größtem Naturpark Ötscher Tormäuer wurde 2021 völlig neu gedacht. Johanna Digruber und Christian Fröhlich verwandelten die Turmbrache in ein „fliegendes Klassenzimmer“ und eröffnen damit neue Möglichkeiten der Naturvermittlung. Im Turminneren wurde eine Werkstatt und ein Archiv für Naturartefakte mit zehn Metern Raumhöhe eingerichtet, die über eine vorgelagerte Terrasse direkten Bezug zum Obstgarten erhalten. Der Treppenturm ist um eine Ebene erweitert und erlaubt nun Zugang zu einem geschützten Innenraum und einer Aussichtsterrasse mit Blick auf den Ötscher.

links: Gartenstruktur - folie, französischer Landschaftspark, Zeichnung, 1850; rechts: Aussichtsturm - folie, Ötscher-Basis Wienerbruck, Zeichnung, 2019.
form—follies—function
„Form, Follies, Function“ ist ein ironisches Wortspiel Hans Holleins über die Bedeutung von sogenannten Architektur-Folies. Er verdreht dabei phonetisch das berühmte Diktum von Louis Sullivan: Form follows Function.
Innenraum—Außenraum: Aussichtsturm - folie, Ötscher-Basis Wienerbruck, Grundrißskizze, 2019.

Das Programm des adaptierten Turmes geht zurück auf Gartenstrukturen, wie es sie im Landschaftsgarten des 19. Jahrhunderts gab. Sogenannte Folies („architektonische Ausrufezeichen“) generieren Aufmerksamkeit durch ihr Äußeres und erzeugen Erstaunen ob ihrer Nutzbarkeit. Folies gelten als ein zur Form gewordener Ausdruck von Wunschvorstellungen – meist im Verhältnis von Mensch und Natur. Das oftmals scheinbar Funktionslose dieser Strukturen im Spannungsfeld zwischen Kunst und Architektur versetzt ihre Umgebung in eine ästhetische Beziehung zur Natur. Der ehemalige Kletterturm wird zum „fliegenden Klassenzimmer“ und eröffnet neue Möglichkeiten der Naturvermittlung in der Werkstatt der Freiluftklasse, umgeben von einem Sortengarten für Hochlagenobst. Der neue Bildungsraum im Naturpark richtet sich speziell an Lernende und steht allen BesucherInnen des Naturparkzentrums Ötscher-Basis zur Verfügung, die sich für ein Vermittlungsprogamm entscheiden.

Aussichtsturm - folie, Ötscher-Basis Wienerbruck, 3D Modell, 2020.
Das freie Terrain rundherum ist genauso wichtig, wie die Struktur selbst. So kann man sich dem Turm behutsam nähern, ihn gleichsam umkreisen.
Wer den Turm sieht, den packt die Sehnsucht zweifach: erstens, ihn zu begehen und zweitens, oben angelangt, in die Ferne zu schauen…
Am Ende darf der Turm das sein, was die jeweiligen Nutzer*innen in ihm sehen wollen: eine Aussichtsplattform, ein Klassenzimmer, eine Werkstatt, ein Architektur-folie, …
Der Treppenturm wurde um eine Ebene erweitert und erlaubt nun Zugang zu einer Aussichtsterrasse mit Blick auf den Ötscher.
Die Dachterrasse ist ein eigenständiger Kontemplationsraum und wird von einem mäandernden Band aus Holzstäben umschlossen, deren Abstände sich von innen nach außen erweitern.
Das „fliegende Klassenzimmer“ eröffnet neue Möglichkeiten der Naturvermittlung und steht allen Besucher*innen zur Verfügung, die sich beteiligen.

The former climbing tower in the outdoor space of the “Wienerbruck” base camp in Lower Austria’s largest nature park “Ötscher Tormäuer” was rethought in 2021. Johanna Digruber and Christian Fröhlich transformed the tower wasteland into a “flying classroom”, opening up new possibilities for mediating nature. The building, which had become useless, thus represents the paradigm shift – away from event culture and towards a knowledge society.  

The Flying Classroom.
Living, learning, teaching in a vulnerable environment
Inside the tower, a workshop and an archive for natural artefacts with a room height of ten metres have been set up, with direct connection to the orchard via a terrace in front. The stair tower has been extended by one level and now allows access to a sheltered interior and a viewing terrace with a view to the well-known mountain “Ötscher”.

form—follies—function*
The programme of the adapted tower goes back to garden structures as they existed in the landscape garden of the 19th century. So-called folies (“architectural exclamation marks”) generate attention through their appearance and astonishment due to their usability. Folies are regarded as an expression of desirable ideas that have become form — mostly in the relationship between humans and nature. The often seemingly functionless nature of these structures situated between art and architecture places their surroundings in an aesthetic relationship to nature. The former climbing tower becomes a “flying classroom” and opens up new possibilities for mediating nature in an outdoor workshop, surrounded by an orchard with old varieties of fruit. The new educational space in the nature park is aimed specifically at “learners” and is available to all visitors who opt for a mediation programme.

*  ”Form, Follies, Function” is an ironic game of words by Hans Hollein about the meaning of so-called architectural folies. In doing so, he phonetically twists Louis Sullivan’s famous dictum: Form follows Function.