ReHABITAT-Siedlung

Stadtwaldsiedlung I gestern - heute - morgen

Ausgangslage und Problemstellung

Leerstände, Zersiedelung, sanierungsbedürftige Häuser, veraltete Heizsysteme, Bewohner und Bewohnerinnen, die in zu großen Häusern leben, jedoch weder verkaufen, noch ausziehen oder den Wohnraum teilen wollen. 

Viele Gemeinden stehen vor denselben Problemen und entwickeln in Bündnissen Konzepte für Klima-, Boden-, Umweltschutz und Infrastrukturen. Die Sanierung des Gebäudebestands würde dabei eine zentrale Rolle spielen und zugleich der Zersiedelung und Bodenversiegelung durch Neubauten Einhalt gebieten. Leider stagniert österreichweit im Bereich der Ein- und Zweifamilienhäuser die ohnehin niedrige Sanierungsrate (1,4 %; vgl. Amann 04/2020). Angebotene Förderungsmaßnahmen reichen nicht für eine nachhaltige Lösung. Die gängige Definition von „Nachhaltiger Sanierung“ greift zu kurz, man versteht sie in erster Linie als Verbesserung der Energieeffizienz. Der Begriff ist daher umfassender zu sehen: er steht für übergreifende, siedlungsweite Konzepte für optimalere Nutzung von Wohnräumen, Außenräumen, Grün- und Freiräumen und klimaschonender Mobilität unter Einbeziehung sozialer, kultureller und gemeinschaftsbildender Faktoren.

Nachhaltige Projektziele

Ziel des einjährigen Sondierungsprojektes war es, das Potenzial des Pilotgebiets “Oberer Stadtwald“, einem Abschnittes einer Einfamilienhaussiedlung in Mistelbach (NÖ) mit 38 Gebäuden aus den Jahren 1970 bis 1990 einer ganzheitlichen nachhaltigen Sanierung und Wohnraumaktivierung zu erheben, zu analysieren und es in ein Gesamtkonzept für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung zu konkretisieren und zu visualisieren. 

Diese beginnt – lange vor technischen Überlegungen zur thermischen Sanierung oder bauökologischen Verbesserungen – bei den Bedürfnissen der Menschen. Alle Optionen und Lösungen wurden patizipativ entwickelt und basierten auf Suffizienz, auf langfristiger Reduktion des Energie- und Ressourcenverbrauchs und der negativen Umweltauswirkungen, der Reduktion der Wohnfläche pro Kopf, dem Einbezug privater und (halb)öffentlicher Grün- und Freiräume, einer umweltschonenden Mobilität unter Berücksichtigung sozialer, gemeinschaftsbildender Faktoren und nicht zuletzt einer Erweiterung der Sicht vom Einzelobjekt auf die gesamte Siedlung. 

Vorgangsweise

Einer detaillierten Bestands- und Situationsanalyse folgten Vorträge, die in die Themenvielfalt, die Handlungsmöglichkeiten einführten. Bedarfserhebungen und Gespräche mit teilnehmenden Haushalten zu Suffizienzstrategien, Umbauoptionen, Flächenoptimierung, biodiversitätsfördernde Gartengestaltung und Energiefragen folgten. In Form einer dreitägigen Siedlungswerkstatt wurde das Potenzial der Pilotsiedlung für funktionale und organisatorische Zusammenschlüsse optimierter Einzelgebäude (= Gebäudeverbände) zu Energiegemeinschaften, gemeinschaftlich genutzten Grün- und Freiräumen, der Umgestaltung öffentlicher Räume, sowie nachhaltiger Mobilität untersucht und konkrete Maßnahmen zur Umsetzung, wie z.B. Nutzungskonzepte für Haus und Garten sowohl auf Grundstücksebene als auch auf Siedlungsebene definiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen

Die Ergebnisse auf Haus- und Grundstücksebene wurden in umfangreichen Konzeptmappen zu den dargestellten Entwürfen und Handlungsmöglichkeiten im Bereich Flächenoptimierung, Energie, Mobilität, Grünraum & Ökologie, sowie Sozialer Räume dargestellt. 

Der erfolgreiche interdisziplinäre Prozess und die Ergebnisse sind auf andere Gemeinden übertragbar: Ein Musterprojekt für vorbildliche Siedlungssanierung, die Energie einspart, Flächen optimaler nutzt, Materialien im Kreislauf hält, Biodiversität fördert, das Mikroklima verbessert, die Gesundheit der Menschen und des Bodens steigert, umweltbewusste Mobilität anregt und nicht zuletzt die Gemeinschaft der Bewohner und Bewohnerinnen stärkt und so den Keim für neue Projekte, Ideen und Aktivitäten setzt.

 

Projektteam

Österreichisches Ökologie Institut, Bodenbündnis / Initiative des Klimabündnis, EnU – Energie- und Umweltagentur des Landes NÖ, HARDDECOR ARCHITEKTUR, jury troy architects, Natur im Garten, StadtGemeinde Mistelbach

Mit Unterstützung von:

Das Projekt wurde vom BMK im Rahmen der Programmlinie “Stadt der Zukunft” gefördert.
“Stadt der Zukunft” ist ein Forschungs- und Technologieprogramm des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität Innovation und Technologie. Es wird im Auftrag des BMK von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gemeinsam mit der Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft mbH (AWS) und der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT) abgewickelt.